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Hygiene am Arbeitsplatz

Neben den Gefahrstoffen, die bei der Arbeit im Dentallabor eingesetzt werden oder entstehen, muss auf Pilze, Bakterien und Viren geachtet werden. Entsprechend wichtig ist es, sorgfältig Hygiene am Arbeitsplatz zu halten.

Bei der Besichtigung von Dentallaboren fällt immer wieder auf, dass Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz essen und trinken. Dort stehen Kaffeetassen, Saftflaschen und Joghurtbecher, liegt Obst, teilweise auch Brote oder Brötchen. In diesen Fällen ist den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen nicht bewusst, dass ihre Lebensmittel mit Gefahrstoffen aus dem Labor kontaminiert sein können – durch Niederschlag von Stäuben und Dämpfen und durch die Berührung mit verschmutzten Händen.

Gerade in fetthaltigen Lebensmitteln reichern sich Gefahrstoffe wie Lösungsmittel an. Das sind im Einzelfall nur geringe Mengen, aber auf Dauer kann auch die täglich zugeführte Minidosis zu einer Gesundheitsgefahr werden. Erkrankungen des Verdauungstraktes können die Folge sein. Das oberste Hygienegebot im Dentallabor heißt deshalb:

Im Arbeitsbereich nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen.

Deshalb sollten folgende Punkte konsequent eingehalten und kontrolliert werden:

  • Verbot von Essen, Trinken und Rauchen am Arbeitsplatz
  • Verbot von Kaffeemaschinen am Arbeitsplatz
  • Verbot von Zusammenlagern von Lebensmitteln und Labormaterial in einem Kühlschrank, separater Kühlschrank für mitgebrachte Lebensmittel
  • Nutzung eines separaten Pausenraums zur Erholung und zur Esseneinnahme

Zur Hygiene am Arbeitsplatz gehören auch Sauberkeit und Ordnung:

  • Verschüttetes Material sofort aufnehmen, Materialreste beseitigen, Werkzeuge und Geräte regelmäßig reinigen und zum Arbeitsende den Arbeitsplatz so aufzuräumen, dass das Reinigungspersonal ungehindert arbeiten kann
  • Regelmäßige Reinigung der Hände, d. h. nach Kontakt mit Chemikalien genauso wie nach dem Toilettengang. Häufiges Händewaschen, noch dazu mit scharfen Waschmitteln, sollte allerdings vermieden werden. Es schädigt die Haut mehr, als es hilfreich ist.

Im Dentallabor wird viel an Objekten gearbeitet, die zuvor im Mund eines Menschen waren. An Abdrücken und Zahnersatzmaterial können deshalb Krankheitskeime haften. Die Krankheitserreger können Pilze, Bakterien oder Viren sein. Die möglichen Krankheiten reichen von der Mandelentzündung über den Brechdurchfall bis hin zu Hauterkrankungen, Tuberkulose, Hepatitis und AIDS. Viele verschiedene Krankheitserreger können mit Zahnersatzmaterial und Abdrücken ins Dentallabor eingeschleppt werden. Bei fehlender oder unzureichender Desinfektion können die Keime durch Hautkontakt, durch Einatmen beim Schleifen, Fräsen, Bohren und Polieren, durch Luftgebläse, Aerosole und durch Verschlucken auf die Beschäftigten übertragen werden.

Für den Gesundheitsschutz der Beschäftigten haben deshalb die Ausstattung des Desinfektionsplatzes und das Desinfizieren im Dentallabor oberste Priorität. Die Desinfektion des potenziell mikrobiell kontaminierten Materials soll alle Beschäftigten im Dentallabor vor arbeitsbedingten Infektionsgefahren schützen. Die Desinfektion muss deshalb hochwirksam sein und sehr sorgfältig durchgeführt werden. Gleichzeitig muss das Desinfektionsverfahren so angelegt sein, dass das Personal am Desinfektionsplatz weder durch die Keime noch durch Desinfektionsmittel und ­Geräte gefährdet ist. Die Desinfektion ist detailliert in der DGUV­ Information „Zahntechnische Laboratorien – Schutz vor Infektionsgefahren“ (DGUV Information 203­-021) beschrieben.

Krankheitserreger

Damit die Gefährdung durch infektiös kontaminiertes Material und die möglichen Folgen besser eingeschätzt werden können, folgen nun einige Basisinformationen zu den potenziellen mikrobiellen Krankheitserregern im Dentallabor. Diese Fakten können auch für Unterweisungen und zur Information von Mitarbeitenden verwendet werden. Die Mikroorganismen, die bei Beschäftigten in Dentallaboren arbeitsbedingt Erkrankungen auslösen können, sind im Wesentlichen die gleichen wie in der zahnärztlichen Praxis.

Viren

viren-dental.jpgViren sind Krankheitserreger, die über keinen eigenen Stoffwechsel verfügen. Sie bestehen nur aus einem Strang Nukleinsäure, der die Erbinformationen enthält und teilweise eine Hülle hat, die die Erbanlagen umschließt. Viren benötigen Wirtszellen, um sich zu vermehren; dabei verändern oder zerstören sie Wirtszellen.

Bisher sind Viren mit Medikamenten kaum wirksam zu bekämpfen; Mittel, die Viren inaktivieren, schädigen meist auch die Wirtszelle. Gegen einige Virusinfektionen wie Grippe, Influenza, und Hepatitis B hilft vorbeugend eine Schutzimpfung. Der beste Schutz vor Viren aller Art ist im Dentallabor die sorgfältige Desinfektion des möglicherweise virenbehafteten Materials.

Hepatitis-Viren

Bestimmte Hepatitis Viren können eine Entzündung der Leber auslösen. Die Leberzellen werden derart geschädigt, dass dieses Organ funktionsuntüchtig wird. Die Symptome einer Hepatitis sind zunächst einer Grippe ähnlich: Glieder­ und Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Druckgefühl in der Magen­ und Lebergegend und mäßiges Fieber, später Gelbsucht möglich.

Der Hepatitis-B-Virus ist eine ernsthafte Gefahr für die Beschäftigten im Dentalbereich:

  • weil etwa jeder zwanzigste Einwohner Deutschlands mit dem Virus infiziert ist, „Durchseuchung“ 5 bis 6 %, jährlich zwanzig­ bis fünfzigtausend Neuerkrankungen, davon sind auch Zahnärzte betroffen. Auch bei Zahntechnikern fanden sich in einer Studie gehäuft Antikörper gegen Hepatitis­B­Viren;
  • weil das Virus außerhalb des Körpers in Plaquematerial sowie auch in eingetrockneten Blut­ und Speichelresten einige Tage bis mehrere Wochen „überlebt“;
  • weil das Virus über Schleimhäute und kleinste Hautverletzungen, Mikroläsionen, in die Blutbahn und damit in die Leber gelangen kann;
  • weil geringste Mengen für die Infektion ausreichen.

Etwa 30 Prozent der Menschen, die mit dem Hepatitis­B­Virus in Kontakt kommen, erkranken daran; die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit, Inkubationszeit, beträgt 40 bis 160 Tage. 80 bis 90 % der Erkrankten werden wieder gesund und haben keine Viren mehr im Blut; bei 5 bis 10 % kommt es zu einer chronischen Leberkrankheit mit möglichen Spätfolgen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs; diese weltweit etwa 300 Millionen „Chroniker“ haben den Virus weiterhin im Blut und sind damit eine mögliche Infektionsquelle. Bei 0,5 bis 1 % der Erkrankten endet der Verlauf tödlich.

Gegen das Hepatitis­B­Virus ist eine wirksame Schutzimpfung möglich. Diese Impfung muss der Unternehmer seinen Mitarbeitern im Dentallabor anbieten und bezahlen.

Das Hepatitis-C-Virus ähnelt in Übertragungsweise und Verlauf dem B­Virus, jedoch werden über die Hälfe der Infektionen chronisch, ungünstige Krankheitsverläufe sind häufiger als bei Hepatitis­B. Etwa 800.000 Menschen sind in Deutschland infiziert, Hepatitis C ist hier eine der zehn häufigsten Todesursachen. Eine Schutzimpfung ist noch nicht möglich.

Das Hepatitis-A-Virus wird durch Fäkalien übertragen und spielt im zahntechnischen Labor als berufliche Gefährdung keine Rolle.

Herpes-Virus-Infektionen

Die Infektionen Herpes labialis und Herpes genitalis äußern sich in einem juckenden, oft auch schmerzhaften Bläschenausschlag an den Lippen oder Genitalien. Die Übertragungswege für die ursächlichen Herpes­simplex­Viren vom Typ I und II sind die Tröpfchen­ und die Schmierinfektion. Nach der Erstinfektion, die sich nicht immer durch Krankheitssymptome zeigt, wandern einige Viren in Nervenknoten, wo sie dem Zugriff des Immunsystems entzogen sind; die Krankheit kann daher jederzeit oder wieder ausbrechen. Bei immungeschwächten Personen können die Viren im Einzelfall eine Gehirnentzündung auslösen.

HI-Virus (Aids)

HI­-Viren lösen die Immunschwächekrankheit Aids aus. Die Viren greifen Zellen des Immunsystems an. Durch Zerstörung der Abwehrzellen wird der Körper nach und nach anfälliger für Krankheiten, die letztlich den Tod bringen können.

Das HI-Virus kann nach Angaben des Robert-Koch-Instituts je nach Umgebungsbedingungen auch außerhalb des Körpers seine Infektiosität noch tagelang behalten. Wenn angetrocknetes Blut wieder gelöst und in den Körper gebracht werde, bestehe ein Infektionsrisiko. Im Dentallabor sind Schnitt- und Stichverletzungen mit Werkzeugen möglich, an denen Spuren von HIV-Blut haften können, wenn Abdrücke oder Prothesen vor der Bearbeitung nicht gereinigt und desinfiziert worden sind. Eine Schutzimpfung gegen HIV ist nicht möglich!

Bakterien

krankheitserreger.jpgBakterien sind die kleinsten Lebewesen mit einer Größe zwischen 0,2 und 5 Mikrometern. Diese einzelligen Mikroorganismen haben anders als Viren einen eigenen Zellkern und Stoffwechsel; sie vermehren sich durch Teilung.

Bakterien und ihre Stoffwechselprodukte sind für viele Krankheitsprozesse verantwortlich, die sich zwar meist heilen lassen, aber sehr unangenehm sind, wie eitrige Abszesse, Furunkel, Stirnhöhlenvereiterung, Mittelohrentzündung, Mandelentzündung und Hauterkrankungen. Bakterien können aber auch dauerhafte Schäden hervorrufen, wie Rheuma und Herzmuskelschwäche und auch im Zeitalter moderner Antibiotika noch schwere Krankheiten mit manchmal tödlichem Ausgang verursachen, wie z. B. Tuberkulose.

Viele der gefährlichen Bakterien können außerhalb des menschlichen Körpers Wochen bis Monate überleben, einige nur Stunden bis Tage. Bakterien können übertragen werden durch Berührung, durch Tröpfchen, Luftwassergemische (Aerosole), Staub und Luft.

Eintrittspforten für Bakterien sind alle Körperöffnungen, Mund, Nase, Augen usw., aber auch über die Haut können sie in den Körper gelangen, besonders wenn die Haut vorgeschädigt ist.

Pilze

Pilze können Haut, Haare, Nägel, Schleimhäute und innere Organe befallen. Ins Zahnlabor können vor allem Pilze eingeschleppt werden, die auf den Schleimhäuten des Mund­ und Rachenraumes siedeln. Die häufigste Pilzinfektion bei zahnmedizinischem und zahntechnischem Personal ist die Soormykose, hervorgerufen durch den Pilz „Candida albicans“, der außerhalb des menschlichen Körpers Tage bis Monate in Speichelresten überleben kann. Soor zeigt sich als weißlicher bis grauer, erhabener, samtartiger, leicht blutender Belag vor allem auf Schleimhäuten des Mundes und Rachens.

Quellen/Medien:

  • Webcode: 21100447
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